Reisetagebuch

  • Maja

Mittwoch, 5.Juni

Maja wird 1982 in Österreich als zweites Kind serbisch, muslimischer Eltern geboren, wächst aber bei ihren Großeltern in einer Großstadt in Serbien auf.
Mit 9 Jahren wird Maja mit ihrer zwei Jahre älteren Schwester nach Berlin zu ihren Eltern geschickt, die gerade Asyl in Westberlin beantragt haben. Auf der Zugfahrt werden sie von Bekannten der Familie begleitet.
Maja ist aufgeregt. Sie weiß nicht so recht, ob sie sich freuen soll, ihre Großeltern vermisst sie sehr. Als sie im Bahnhof – Check Point Charlie- aussteigt, entdeckt sie bald ihre Eltern und weiß nicht, wie sie sich verhalten soll. Die Schwester nimmt Maja an die Hand. Das familiäre Wiedersehen geschieht ohne große Emotionen- man umarmt sich, man küsst sich, Tränen werden nicht vergossen.
Die Geschwister werden in ihr neues Heim- ein Asylbewerberheim gebracht. Die beiden Geschwister bringen ihrem neuen Zuhause zuerst keine negativen Gefühle entgegen- Komfort und Luxus gab es auch in Serbien nicht. Eine andere Sache bereitet Maja dagegen Schwierigkeiten. Sie muss mit ihrer Schwester die ganze Zeit in dem Asylbewerberheim bleiben, so wollen es die Eltern.
In dem etwas heruntergekommenen Asylbewerberheim leben Menschen vieler Nationen- meist aus Afrika. Sie darf mit den anderen Kindern im Asylbewerberheim nicht spielen und verbringt mit ihrer Schwester und ihrem Vater die meiste Zeit in einem kleinen Zimmer. Dort verfolgen sie auf einem kleinen Schwarzweißfernseher deutsches Fernsehprogramm.

Ihre Mutter kann sich illegal Arbeit verschaffen - der Vater bleibt meist zu Hause.
Maja, die wie sie sagt, schon früh zur Sturheit und Hartnäckigkeit neigte, überlegt, wie sie aus dieser Beengung ausbrechen könnte. Schließlich schöpft sie Mut und verlässt das Wohnheim. Draußen erwartet sie eine völlig fremde Welt.
Auf ihren geheimen Streifzügen entdeckt sie schließlich einen Jugendclub. Dieser wird schon bald zu ihrem sozialen Zentrum und Lebensmittelpunkt. Sie lernt dort die Sozialarbeiterin Claudia kennen, die beiden finden sofort zueinander und die kompetente und freundliche Frau nimmt sie schon bald unter ihre Fittiche. Maja blüht auf und befreundet sich mit zwei jungen Berlinerinnen.
Dann trifft Maja eine schwerwiegende Entscheidung, die ihr Leben nachhaltig verändern sollte. Sie möchte wie ihre Freundinnen zur Schule zu gehen. Es trifft sich gut, dass der Vater nun weniger Zeit zu Hause verbringen kann und die Eltern das strikte Ausgehverbot so nicht überprüfen können.
Eines Morgens begleitet sie dann ihre Freundinnen tatsächlich zur Schule. Sie ist sehr aufgeregt, zum Glück steht ein freier Platz zur Verfügung.

Die Lehrerin ist über das neue Mädchen verwundert, man hatte sie ja nicht erwartet. Sie lässt aber die Antwort Majas gelten, dass die Eltern bald kommen und alles erklären würden.

Maja versteht im Unterricht so gut wie kein Wort, imitiert aber ihre Mitschüler hervorragend. Schlägt ein Buch auf, wenn diese das tun, der erste Schultag geht so gut vorüber. In den kommenden Tagen vertröstet Maja immer wieder die Lehrerin und erfindet neue Ausreden, bis sich die Situation zuspitzt und die Lehrerin verlangt, dass die Eltern sofort an die Schule kommen oder sie selbst zu ihren Eltern fährt.

Wie die Geschichte mit Maja weitergeht, erfahren Sie morgen.

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